Adolf Zinsstag
Basel 1878-1965
Adolf Zinsstag wurde nach nur 6 Jahren Unterricht mit 16 Jahren als Geiger (1894) im Basler Sinfonieorchester aufgenommen. Als ausgebildeter Gold-und Silberschmied reiste er während 5 Jahren quer
durch Europa 1896-1901, betätigte sich oft als Goldschmied, meist jedoch als Musiker. Danach trat er ins väterliche Geschäft an der Gerbergasse ein und ließ 1908 das heute noch bestehende Haus
„zum Rheingold“ erstellen. Er heiratete 1902 Mathilde Preiswerk, welche ihm 3 Töchter und 3 Söhne schenkte und auch eine große Stütze im Geschäft war. Seine Musikbegeisterung öffnete ihm viele
Türen. Er pflegte eine ausgedehnte Korrespondenz, wovon 11‘000 Durchschläge Zeugnis ablegen. Er war Gründer der Schweizer Richard Wagner Vereine, wo er bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges
zahlreiche gut besuchte Vorträge hielt. Er erwarb sich auch die Freundschaft von Siegfried Wagner, dem Sohne Richards.
Der Großteil seines Nachlasses ging 1983 an die Universitätsbibliothek Bern über, der übrige Teil mitsamt einem Lohengrin Skizzenblatt und anderen Wagner Autographen wird von der UB Basel
aufbewahrt.
Versehen mit dem absoluten Gehör, einem sicheren Instinkt für das Rhythmische, rasche Auffassungsgabe und einem hervorragenden Gedächtnis spielte er außer Flöte und Cello nahezu sämtliche
Orchesterinstrumente. Das BSO schaffte für ihn das erste Kontrafagott an, mit welchem er nach 9 Wochen Übzeit auftreten konnte und in manch anderem Orchester als Zuzüger gefragt war. Später
wirkte er meist als Kontrabassist an den Sinfoniekonzerten mit, so auch 1902/03 unter Gustav Mahler. Das Militär absolvierte er als Trompetenspieler. Etliche Blaskapellen von Basel und Umgebung
holten ihn als Dirigenten. Er komponierte auch Werke für die verschiedensten Besetzungen.
Wichtige Stationen waren: Lausanne, Genf, Zürich, Budapest, Wien, Bukarest, Venedig, Uster, Konstanz, Dünkirchen, Köln, Luzern, London, St. Petersburg usw. Für eine ganze Spielzeit blieb er in
Barmen-Elberfeld (Solo-Bratsche). Seine Wagnerverehrung brachte ihn mit vielen Menschen zusammen. So setzte er auch sein ganzes Privatvermögen ein für den Erwerb der Handschrift des
Siegfried-Idylls, welches heute Hauptbestandteil des Wagner-Museums in Tribschen-Luzern ist. Da sein absolutes Gehör auf dem Kammerton 437 Hertz eingestimmt war, konnte er in späteren Jahren
öffentliche Konzerte nicht mehr mit Genuss besuchen, und er beschränkte sich auf das Radiohören. Seine Erzählungen in Mundart erschienen zuerst in den Basler Nachrichten, dann in Buchform als
„Basler Mimpfeli“ und „Us em alte Basel“. Das Schweizer Radio lud ihn ein, mehrere davon in Dialekt-Sendungen vorzutragen.
Im Familienbesitz befinden sich noch zahlreiche Tagebücher, Manuskripte seiner Wagnervorträge und eben vorliegender „Ruggbligg“ aus dem Jahre 1961.