Georges Wieland
geboren 1936 in Basel
Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete er zunächst als Angestellter in diversen Firmen in Lausanne, Brüssel und Zürich.
Später holte er das Abitur nach und studierte Germanistik, Französisch und Geschichte; in seiner Dissertation beschäftigte er sich mit Albin Zollinger.
Viele Jahre war er als Lehrer tätig, ehe er sich als Autor einen Namen machte.
Zufall
12 Erzählungen
Anna, Lea, Jean-Jacques und Henri blicken zur Zeit des kalten Krieges zurück auf dieselben Ereignisse: Ihre Wahrnehmungen sind nicht identisch. Zufälle bestimmen ihre Beziehungen. (‚ZUFALL‘) – Heater blieb den Leuten ein Rätsel. Niemand konnte (oder wollte ...) sie verstehen. Erst recht nicht, als sie tot im Kanal gefunden wird. (‚HEATHER‘) – Die sechsjährige Giulia macht Bekanntschaft mit einer Schlange. Der Vater, der seine Tochter über alles liebt, zerstört die Idylle. (‚VERLORENES PARADIES‘) – Ein Junge im Kinderheim behauptet auf dem Klavier Mozart spielen zu können – es bleibt bei der Behauptung. (‚MOZART‘) – Mary sucht die verschwundene lesbische Freundin ihrer Nachbarin, findet sie als betörend schöne Charlotte und erfährt deren Geheimnis. (‚CHARLOTTE‘) – Edgar hört in der Nacht Schritte auf dem Dachboden – er fürchtet sich vor Gespenstern. Freunde wollen seine Angst kurieren und es kommt zu einer mitternächtlichen Überraschung. (GESPENSTERFURCHT) – Ein Mitglied eines Männerchors hält nichts davon ab, der Dirigentin nachzustellen. (STALKING) – Jens kehrt nicht mehr von der Arbeit zurück. Sein bester Freund findet ihn in Griechenland und es kommt zu einer dramatischen Begegnung. (DER VERSCHWUNDENE) – Bernhard versucht das Unmögliche und bezahlt dies mit dem Tod. (‚374 METER‘) – Paul taucht unter, um nicht zurück ins Altersheim zu müssen. Am Ende wird er geschwächt in seiner einstigen Lieblingsbar aufgegriffen. (PAULS LETZTER TAG) – Eine alte menschliche Geschichte: Sich zusammenfinden, heiraten, fremdgehen, sich trennen. (‚EHEBRUCH‘) – Iphigenie, Antigone, Ödipus und Odysseus begegnen sich. Teiresias, der blinde Seher, offenbart ihnen, wie ihre Geschichten etwa bei Goethe, Freud, Brecht und James Joyce ausgehen. (MYTHOLOGISCHES)
Juli 2023
Softcover mit Klappen, 222 Seiten
ISBN: 978-3-907237-66-3
CHF 19.80
Falsches Leben
Roman
Eine junge Mutter wird gefoltert und getötet. Ihr Kind, Luis-Alejandro, wird von einer argentinischen Offiziersfamilie widerrechtlich angeeignet und Gerardo genannt.
Die Famile kommt so zum langersehnten Sohn. Der falsche Vater - ein hoher Marine-Offizier - wird im Falklandkrieg (1982) schwer verletzt. Seine Frau, Denise, eine Schweizerin, kehrt mit der ganzen Familie in die Schweiz, nach Neuchâtel, zurück. Gerardo - nun Gérard genannt - wächst mit 'seiner' Schwester in einem falschen Leben auf. Es wachsen in ihm nach und nach Zweifel an seiner leiblichen Herkunft. Sie treiben ihn auf die Suche nach seiner wahren Identität.
Die packende Erzählung von Georges Wieland, ein Mehrgenerationen-Roman aus der argentinischen
Militärdiktatur (1976-1983), berichtet von harten Schicksalen und lässt einen kaum mehr los. Wieland schildert lebensnah, unvoreingenommen, wie sich im jungen Mann das Verlangen nach Gewissheit regt und wie er den Weg dahin kompromisslos einschlägt. Falsches Leben erzählt vom Preis der Freiheit.
Oktober 2020
Softcover mit Klappen, 318 Seiten
ISBN: 978-3-907237-28-1
CHF 19.80
Bernhard
Kindheit und Jugend in Basel
Roman
Freuden und Leiden, Triumph und Niederlage eines unehelichen Quartierjungen, das Leben in der Steinen am Birsiggraben, die Abenteuer der Quartierjugend, Jugendkriminalität, frühe Erotik und Liebe, die Ereignisse der Kriegsjahre – eine spannende und gleichzeitig berührende autobiographische Erzählung aus Basel in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts.
April 2019
Softcover mit Klappen, 140 Seiten
ISBN: 978-3-906240-99-2
CHF 18.00
Absturz
Erzählungen
... Eine Bergtour mit dem testamentarisch verfügten Ziel, die Asche des verstorbenen Vaters auszustreuen, gerät zum Desaster – Abbild einer brüchigen Vater-Sohn Beziehung (in „Absturz“). Die Liebschaften eines Umgetriebenen zu drei unterschiedlichen Frauen nehmen ein abruptes Ende („Evangelos“). Das Lebenskonzept eines Rechtschaffenen misslingt („Ich scheitere, also bin ich“). Auf einer Ferienreise mit seinem Partner steht der Protagonist nach einem Zerwürfnis plötzlich ohne Geld und Dokument da und muss sich als ein moderner Landstörzer durchschlagen, eine ‚road story‘ („Mein Freund Alfons“). Ein Vorleser, der seinen eigenen Text einer staunenden Zuhörerschaft zumutet, erlebt einen verstörenden Abbruch („Ein Vorleseabend“). Ein von seinem Thema besessener Geschichtslehrerkandidat erwürgt, nach einem grandiosen Reinfall einer Probelektion, eine
Schülerin („Geschichtslektion“) ...
Mit den hier vorliegenden Kurzgeschichten, erzählt Georges Wieland dem Leser ironisch tiefgründige Geschichten, die ebenso unterhaltsam sind, wie sie nachdenklich stimmen.
Nach seinen drei Romanen, „Das Vorhaben“, „Tod am Sihlquai“ und „Schweigen in Biederdorf “, legt nun Georges Wieland seine Erzählungen vor. Mit feiner Ironie beschreibt er das ,Scheitern‘ oder das ,Ankommen im Ungewissen‘ seiner Helden, Situationen, die er dem realen Leben abschaut und in anschaulichen Geschichten nachbildet und gestaltet, „ein reines Lesevergnügen“.
Werner Morlang
Mai 2017
Paperback mit Klappen, 252 Seiten
ISBN: 978-3-906240-61-9
CHF 19.80
Schweigen in Biderdorf
Roman
Biederdorf gilt als bescheidene Gemeinde, als kleine Welt mit vertrauten Verhältnissen, eingespielten Regeln, ein funktionierendes Getriebe ohne nennenswerte Störung.
Vera, eine junge Lehrerin, übernimmt eine Klasse an der Volksschule und lässt sich in Biederdorf nieder. Bald vermutet sie, dass der in der Gemeinde hoch geachtete Turnlehrer Schüler sexuell missbraucht. Sie interveniert, legt sich an mit dem Schulleiter, mit der Aufsichtsbehörde, mit dem Kinderarzt etc. Es herrscht eine Kultur des Wegschauens, alle stellen sich, eine seltsame Verdrängung, schützend vor den allseits beliebten Turner, der, vielseitig engagiert in Partei und Vereinen, schlafwandlerisch die Menschen zu seinem Vorteil manipuliert. Vera trägt Beweise zusammen; es will ihr nicht gelingen, den pädophilen Lehrer zu überführen.
Sie wird zur Verleumderin, zur Nestbeschmutzerin. Infolge einer unglücklichen Verliebtheit in einen schönen Albaner wird sie als Albanernutte verschrien, gemieden und bedroht.
Sie weiß sich nicht mehr zu helfen.
Der Ertrinkungstod im nahen Fluss eines ihrer Schüler, Sohn einer alleinerziehenden Mutter, den der Pädophile bedrängt hat, erschüttert die Dorfgemeinschaft. Vera handelt wieder, die Geschichte strebt auf ein ausreichend gutes Ende zu ...
April 2014
Paperback, 210 Seiten
ISBN: 978-3-906240-01-5
CHF 19.20
Buchvernissage im Gemeindesaal Hottingen, Stadt Zürich, mit Georges Wieland und seinem neuesten Werk "Zufall". Der virtuose Gitarrist, Martin Havelka, begleitete die eindrückliche Veranstaltung vor ca. 70 Besucherinnen und Besuchern, die in den Genuss von literarischen, musikalischen und kulinarischen Leckerbissen kamen und nach der Lesung noch lange in Gesprächen über Zufall, Notwendigkeit und Freiheit verweilten.
Ein Riesenkompliment an die Zürcher Stadtpolizei und den Kreisleiter Hottingen mit seinem Team, die es uns ermöglichten, unser Fahrzeug auf ihrem abgesperren Gelände zu parken, die Bücher für die Vernissage zu entladen und das Fahrzeug dort fünf Stunden lang gratis stehenzulassen.
Georges Wieland las am 19. September 2019, 18:30 Uhr im passenden Rahmen des Ateliers von Däge Urs, Verein spadART aus seinem autobiografischen Roman.
Die Stimmung, die durch das Vorlesen entstand, versetzte die Zuhörer in das alte Basel - an den damals noch nicht zugeschütteten Birsiggraben. Die älteren fühlten sich von den durch Sprache erzeugten Bildern in ihre Jugendzeit zurückversetzt und die jüngeren hörten interessiert von Geschichten, Erlebnissen, Streichen, welche in dieser Art heute schlicht nicht mehr möglich sind.
Der Verein spadART organisierte die Lesung tadellos und der vorzügliche Apéro liess die Besucher noch lange im Austausch über vergangene Zeiten schwelgen.
Gegen siebzig Personen fanden sich am Samstagabend, 11. November 2017, 20:00 Uhr, zur Buchvernissage von Georges Wieland im sogar theater an der Josef Strasse 106 in Zürich ein. Die stimmige Atmosphäre des Kleintheaters liess die Besucher und Besucherinnen gespannt auf den Auftritt vom Autor des Erzählbandes "Absturz" warten. Nach einer kurzen Ansprache des Verlegers des IL-Verlages, Basel, stieg der rethorisch geschulte Autor auf die Bühne und nahm den ihn gebührenden Platz im Rampenlicht ein. Er hatte sich dazu entschieden eine ganze Erzählung aus dem Buch "Absturz" vorzulesen. Dazu wählte er eine seiner liebsten Erzählungen: Geschichtslektion. Georges Wieland offenbarte, dass er nicht nur schriftstellerische sondern auch schauspielerische Fähigkeiten hat und inszenierte den Text sprachlich so anschaulich, dass ein Einmanntheater dies kaum besser hätte auf die Bühne bringen können. Gebannt lauschten die überraschten Zuhörerinnen und Zuhörer der ad absurdum geführten Erzählung einer Geschichtsstunde, welche der Protagonist über die Entdeckung Amerikas als Probelektion halten musste. Der von seiner Mutter überbehütete angehende Geschichtslehrer wehrte sich standhaft gegen die verführerische Ausstrahlung einer am Fensterplatz sitzenden attraktiven Schülerin. So nahm die Geschichte in der Geschichte der Geschichtslektion ihren Verlauf ... die Experten beurteilten den Vortrag als ungenügend und den von der Weiblichkeit des jungen Mädchens aufgewühlte Lehrer-Aspirant trieb es dahin, hinter Büschen auf dem Weg zum Gymnasium auf das Mädchen zu warten, das er dann kurzerhand mit dem feinseidenen Halstuch erwürgte, welches ihm seine Mutter fürsorglich umgebunden hatte. So brachte er das Mädchen unwiderruflich in seinen Besitz - immerhin ermöglichte es ihm diese Tat, sich aus der Gefangenschaft, in der ihn seine Mutter hielt, zu befreien und sich in die Gefangenschaft des Untersuchungsgefängnisses zu begeben. Das war der Preis. Diese tragikomische Geschichte voller Ironie und Sarkasmen fesselte die Zuhörer und der spontane, langanhaltende Applaus war für den Schriftsteller und Schauspieler, Georges Wieland, ein wohlverdienter Lohn.
Der vorzüglich vorbereitete und präsentierte Apéro fand ebenso Anklang wie die gekonnte Lesung. Bücher wurden eifrig gekauft und signiert. Und als Fazit darf von einem rundum gelungenen, hochstehenden kulturellen Anlass gesprochen werden.
Viele der Besucher verabschiedeten sich mit der Bemerkung: Wir freuen uns auf das nächste Mal!
(-ff-)
Das Thema der Pädophilie ist hochaktuell.
Meist erfährt man davon, wenn Täter überführt werden. Der Autor Georges Wieland zeigt hingegen auf, wie schwierig es sein kann, einen Täter zu entlarven.
Georges Wieland (Geburtsjahr 1936) hat sich nach seiner Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter für Germanistik, Französisch und Geschichte entschieden und das Studium mit einer Dissertation über den Zürcher Schriftsteller Albin Zollinger abgeschlossen. Lange Jahre unterrichtete er an der Kantonsschule Küsnacht. Nach dem Roman „Das Vorhaben“ (2003), einem Kriminalroman „Tod am Sihlquai“ (2009) und einer Erzählung „Evangelos“ (2012) liegt nun sein 4. Buch vor.
Der Ort des Geschehens gleicht einem jener unzähligen Dörfer, in dem die Welt noch in Ordnung zu sein scheint. Schule und Behörden funktionieren. Jeder kennt jeden. Man weiss, wer in den zwei, drei Wirtshäusern verkehrt. Im Frohsinn wird die Dorfpolitik gemacht, die zahlreichen Vereine sorgen für intensive Kontakte unter der Bevölkerung, was dazu führt, dass jeder der gut 5'000 Dorfbewohner über das unbedeutendste Ereignis in Kürze Bescheid weiss. Man lebt – der Name sagt es – in einem Biederdorf.
Hier übernimmt im neuen Schuljahr die junge Lehrerin Vera Bodmer eine 4. Klasse. Nach Schwierigkeiten mit dem Schulleiter in der Stadt freut sie sich auf das Landleben. Das eingespielte Lehrerteam nimmt kaum Notiz von der Neuen. Einzig der Turnlehrer Urs Schweri kümmert sich um sie. Er erteilt Sportunterricht an verschiedenen Schulklassen, u.a. auch an der Klasse der unsportlichen Vera. Daneben sitzt er im Vorstand der Liberalen Partei, führt das Sekretariat der „Pro Biederdorf“ und leitet den Frauenturnverein. Der smarte junge Mann ist allseits beliebt.
Als die Schülerinnen und Schüler einen Aufsatz zum Thema „Begegnung mit einem Tier“ schreiben, berührt es Vera seltsam, dass ein Viertklässler den Titel umgeformt hat zu „Begegnung mit einem Bär“. Er schreibt von einer Mutprobe und fährt fort: „Da kam ein grosser Bär auf mich zu. Seine Augen schauten mich fest an. Er wollte lieb sein, aber er war grausig und ich hatte ganz fest Angst.“ Will der 4. Klässler wirklich einem Bären gegenüber gestanden haben, während die andern Schülerinnen und Schüler über Begegnungen mit Rehen, Füchsen, Meerschweinchen, Hunden und Katzen schreiben? Als Vera an einem der folgenden Abende im Duschraum der Turnhalle noch Licht sieht, die Türe aber abgeschlossen ist und zuerst ein 14-jähriger Schüler, danach der Turnlehrer das Haus verlässt, steigt ein schlimmer Verdacht in ihr auf. Sie stellt fest, dass Urs gelegentlich Schüler mit seinem sportlichen Jaguar verspätet nach Hause fährt.
Als Vera mit äusserster Vorsicht Kolleginnen und Vorgesetzte auf ihre Wahrnehmungen aufmerksam machen will, stösst sie auf eine breite Abwehrfront. Doch nicht der umgängliche, beliebte Urs! Weder der Schulleiter noch der Schularzt noch der Dorfpfarrer wollen entfernt den Turnlehrer verdächtigen. Man will sich die Dorfruhe nicht stören lassen. Ein klassischer Verdrängungsprozess setzt ein. Statt den Indizien nachzugehen, brandmarkt man die neue Lehrerin als Ruhestörerin.
Der Autor zeigt auf eindrückliche Weise die Mechanismen auf, die in einer solchen Situation in Gang kommen. Feinfühlig nimmt er wahr, was im Dorf abläuft. Vera möchte den Verdächtigten so rasch wie möglich daran hindern, weiteres Unheil anzurichten. Statt dessen setzt ein Kesseltreiben gegen sie, die Ruhestörerin, ein, das zusätzliche Nahrung erhält, als sie mit einem Albaner gesehen wird. Vera macht sich einen Spass daraus, ihre Freundin Lou mit Kürzest-SMS auf dem Laufenden zu halten. Ganz im Sinn des antiken Chores kommentieren die beiden pensionierten Dörfler Lieni und Lorenz die Geschehnisse im Dorf. Wohltuend ist, dass sich der Autor entgegen dem heutigen Trend nicht auf Details im Umgang des Turnlehrer mit dem Jungen einlässt, sondern das Augenmerk ganz auf die Reaktionen der Dorfgemeinschaft und der betroffenen Eltern richtet.
Es ist das Verdienst des Autors, aufzuzeigen, wie wenig sensibel die Umgebung trotz aller Aufklärung in Sachen Pädophilie noch immer ist. Verblüffend genau schildert er das soziale Gefüge von Biederdorf. Mindestens so eindrücklich wie das gut getarnte Treiben des Turnlehrers ist die Tatsache, dass sich eine Dorfgemeinschaft von einem Menschen, der sich beliebt zu machen versteht, einlullen lässt und gern die Augen vor Dingen verschliesst, welche die dörfliche Ruhe stören könnten.
H. Boxler
Feldmeilen, 28.5.2014
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