Begonnen hat es in Afrika: Vor vier Jahren arbeitete Timothée Wahlen für sechs Monate als Lehrer in einer staatlichen Schule in Kenia. «In dem Dorf gab es kein fliessendes Wasser und keinen Strom. Dort habe ich gemerkt, mit wie wenig man auskommen kann. Das Wenige, das es gab, hat ausgereicht», erzählt der 30-Jährige. Sein Umgang mit den natürlichen Ressourcen hat sich verändert: «Man überlegt es sich zwei Mal, für was man das Wasser braucht, wenn es von weit her geschleppt werden muss.»
«Eine besondere Anziehungskraft»
Die Freizeit nutzte er damals, um zu schreiben. «Ich habe immer schon gerne Geschichten erzählt. In Afrika brachte ich sie zum ersten Mal aufs Papier.» In der Zwischenzeit hat er den Kontinent wieder besucht und ist mit seiner Partnerin durch mehrere Länder gereist. «Afrika ist mir ans Herz gewachsen. Der Kontinent hat eine besondere Anziehungskraft.»
Aus den ersten schriftstellerischen Gehversuchen wurde zwar nichts, doch er blieb am Ball. Zurück in der Schweiz trat er eine 50-Prozent-Stelle als Jugendarbeiter in Rheinfelden an und schrieb einen Roman. Rund eineinhalb Jahre hat er an der Geschichte gearbeitet. Jetzt hält er sein erstes eigenes Buch in Händen. «Erntezeit» lautet der Titel. Es ist ein Umweltkrimi. «Meine Erlebnisse in Afrika und die zunehmende Auseinandersetzung mit ökologischen und ethischen Themen veränderten meine Weltanschauung», erzählt Wahlen. Dies hat seinen Roman geprägt.
Unterhalten und zum Denken anregen
Im Zentrum der Geschichte steht Kurt Schär, Kommissar bei der Basler Kriminalpolizei. Er muss einen Mord aufklären. Dabei stösst er auf dubiose Machenschaften eines Grosskonzerns, der weltweit Wasserquellen privatisiert. Gleichzeitig kämpft er gegen seine eigenen Dämonen – und am Schluss muss er eine Entscheidung treffen, bei der es um Leben und Tod geht.
«Die Geschichte soll unterhalten, aber auch zum Nachdenken anregen. Es beschäftigt mich sehr, was derzeit auf der Welt läuft. Mich stört das Konsumverhalten in den reichen Ländern. Wir beuten die Entwicklungsländer aus. Weil wir immer das Neuste haben wollen, produzieren wir haufenweise Abfall. Das ist nicht nachhaltig. Man kann mit wenig leben.» Auch viele Jugendliche seien heute stark auf den Konsum ausgerichtet. «Das wird ihnen von den Erwachsenen vorgelebt.» Als Erlebnispädagoge versucht Wahlen, den Kindern und Jugendlichen die Natur näher zu bringen und ihnen so andere Werte zu vermitteln. Das ist ein Weg, den er künftig verstärkt gehen möchte. Er selber treibt viel Sport; klettert und spielt Fussball.
«Mit Menschen arbeiten»
Aufgewachsen ist Timothée Wahlen in Reinach, heute lebt er in Arlesheim. Als Jugendarbeiter mit einem 50-Prozent-Pensum leitet er in Rheinfelden den Treffpunkt «Fuchsbau» im Augarten und er gehört zum Team der mobilen Jugendarbeit. Daneben gibt er im Auftrag der Aidshilfe beider Basel Präventionsunterricht für Schulklassen.
«Für mich war schon früh klar, dass ich mit Menschen arbeiten möchte. Deshalb habe ich Soziale Arbeit studiert. Als Sozialarbeiter begleite ich die Menschen ein Stück auf ihrem Lebensweg. Ich kann dabei etwas bewegen. Besonders spannend finde ich die Arbeit mit Jugendlichen. Sie haben das ganze Leben noch vor sich.»
Lieber hören als lesen
Hat er einen Lieblingsschriftsteller? «Ich lese nicht sehr viel. Ich höre aber häufig Hörbücher. Die Geschichten von Henning Mankell und John Grisham gefallen mir.» Das Schreiben sieht Wahlen als Hobby. «Es freut mich, dass es mir gelungen ist, einen Verlag zu finden, der den Roman druckt. Es ist ein besonderes Gefühl, das Werk in Händen zu halten. Jetzt bin ich gespannt auf die Reaktionen.» Ideen für eine neue Geschichte hat er bereits – sie soll etwas mit Jugendlichen zu tun haben.