Roman
Lily liebt einen Prinzen, der keiner ist. Charlotte hingegen glaubt nicht an Märchen.
Am Vorabend der gesellschaftlichen Umwälzungen, die ab 1968 Europa erschüttern werden, sind die beiden Basler Gymnasiastinnen dicke Freundinnen. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte driften sie
immer mehr auseinander.
Am Ende steht eine Tragödie, deren Keim schon in der Jugend der beiden Mädchen gelegt wurde.
Die Autorin zeichnet den Weg zweier Frauen nach, die stellvertretend für viele den Quantensprung von der Ungleichbehandlung der Geschlechter in der Schweiz bis zur Gleichstellung im 21.
Jahrhundert mitgemacht haben.
Aufgewachsen als „höhere Töchter“ in der Tradition der politischen und privaten Unmündigkeit der weiblichen Bevölkerung, erleben Lily und Charlotte den Wandel, der mit der Einführung des
Frauenstimmrechts 1971 beginnt und über die allmähliche Anpassung der gesetzlichen Grundlagen in der Gleichberechtigung endet. Auch wenn diese bis heute oft in der Praxis und in manchen Köpfen
nicht vollzogen ist.
IL-Verlag, 2019
Softcover mit Klappen 198 S.
ISBN: 978-3-906240-93-0
Endpreis, zzgl. Versandkosten
Die letzten höheren Töchter
Roman von Esther Murbach, erschienen 2019 bei ILV, Basel
Begonnen hat Esther Murbach ihre literarische Karriere als Journalistin in Basel. Unvergessen ist ihr Wirken als Medizinjournalistin. Ihre Beiträge zeugten stets von sauberer Recherchearbeit, guter Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen und bestachen durch hervorragende Schreibe. Alles Merkmale, die sich wie ein roter Faden auch durch ihre bis jetzt fünf Romane ziehen.
Murbachs Romane spielen mit einer Ausnahme alle in Basels sogenannten «besseren» Kreisen, einem bereits ab Mitte des 20. Jahrhunderts todgeweihten Biotop. So auch «Die letzten höheren Töchter», erschienen 2019 bei ILV, in dem die Autorin wachen Auges wie in früheren Romanen den Wertezerfall der selbstgefälligen und zuweilen heuchlerischen «höheren» Gesellschaft beschreibt. Ein Zerfall, der noch beschleunigt wurde durch die ab den 68er Jahren Triumphe feiernde Emanzipationsbewegung der Frauen.
Scharf gezeichnet wird dieser Wandel anhand der Biografie – zum Teil fiktiv, zum Teil anhand von Murbachs persönlichen Erfahrungen – von zwei nicht ganz «höheren» Töchtern, beste Freundinnen durch die Gymnasialzeit hindurch, beide aufgewachsen in der Tradition der privaten und somit auch politischen Unmündigkeit der gesellschaftlichen Oberschicht. Sie durchleben ihr «Erwachsenwerden» in den wilden 68er Jahren, die so ziemlich alles und jedes in Frage stellen. Obwohl ihr Startpunkt identisch erscheint, driften die Lebenswege der beiden Freundinnen über die Jahrzehnte hinweg drastisch auseinander.
Und wer die Autorin nur ein bisschen kennt, mag erahnen, dass das Ganze zum Teil als starke Wandlung und Überleben, zum Teil als Tragödie endet. Spannend zum Lesen!