Die erfolgreiche Schriftstellerin Marie scheut reale Begegnungen und Beziehungen und geht stattdessen völlig in ihren Büchern auf. Während einer Buchmesse lernt sie jedoch Chulain Sayers kennen, einen Boxer mit irischen Wurzeln, der dort seine Biografie vorstellt. Es überrascht sie, dass er nicht ihren klischeehaften Vorstellungen entspricht, kein ungebildeter Schläger, sondern ein feinsinniger Mensch ist, der ebenso wie sie selbst Literatur studiert hat.
Marie ist fasziniert von Chulain. Sie verliebt sich und gerät immer mehr in seinen Bann, so dass ihr bisheriges Leben, Denken und Handeln komplett auf den Kopf gestellt wird, sie die gewohnte
Kontrolle verliert und nicht mehr schreiben kann. Trotzdem genießt sie das neue Leben mit Chulain in vollen Zügen.
Chulains Manager Sammy kommt diese Beziehung dagegen sehr ungelegen. Er fürchtet, dass sein Schützling sich fortan weniger ums Boxen kümmert und ihm entgleitet. Daher setzt er alles daran, die
Liebe zwischen Chulain und Marie zu zerstören. Wird es ihm gelingen?
IL-Verlag, August 2010
Paperback, 340 S.
ISBN: 978-3-905955-02-6
Endpreis, zzgl. Versandkosten
Marie ist ein Mensch, der sein Leben in/mit/durch fiktive „Figuren“ lebt, man könnte auch sagen: leben lässt. Derart fixiert auf ihre inneren Bilder und ihr Schreiben hat die Erfolgsautorin
sich in ein kleines ostfriesisches Dorf zurückgezogen und meidet – nach Möglichkeit – soziale (Ver)bindungen. Kontakte finden hauptsächlich zwischen ihr, ihrer Großmutter, ihrem Verleger und
ihrem Lektor statt – nach intensiver Begegnung oder gar einem Mann steht ihr nicht der Sinn. Ihr „Home“ ist ihr „Castle“, dort lebt sie in ihren Fantasien und strickt an fremden Leben. Um ihren
neuesten Roman jedoch auf der Buchmesse zu präsentieren muss sie sich zwangsläufig aus ihrer sicheren Burg entfernen und auf die Reise gehen. Auf der Messe kommt es zu einer schicksalhaften
Begegnung: Marie trifft den erfolgreichen Boxer Chulain, der ihr auf Anhieb erstaunlich gut gefällt, ist er doch nicht der Typ Boxer, der ihren Vorstellungen entspräche. Nein, Chulain ist kein
grobschlächtiger Geselle, er ist feinsinnig und intelligent, hat ebenso wie Marie Literatur studiert, und er besucht die Buchmesse, weil er dort sein eigenes Werk vorstellen will. Es kommt, wie
es in solchen Fällen oft kommen muss: Die zwei verlieben sich in einander und vertiefen ihre Zweisamkeit. Maries Schreiben wird zur Nebensächlichkeit.
Nicht jedem behagt diese Entwicklung. Chulains Trainer Sammy befürchtet, dass „sein“ Sportler, mit dem er schon viele Preise erringen konnte, sich durch die Beziehung zu Marie vom Box-Sport,
damit von ihm, abwenden könnte, und er hat keine Skrupel, mit den bösesten Mitteln einen Keil zwischen die beiden Liebenden zu treiben.
Insa Segebade erzählt locker und kurzweilig, mit tiefsinnigen Dialogen – auch mit kritischen Gedanken, was den Box-Sport betrifft, mit interessanten Nebenschauplätzen, großer Naturverbundenheit
und viel, aber niemals kitschigem Gefühl. Bis zum überraschenden Schluss kann man sich kaum von der Geschichte lösen.
Fazit: Unbedingt lesen!
Michael Tetenborg, 9. August 2010
Ein Boxring, das ist für eine Literaturveranstaltung ein außergewöhnlicher Ort. Zwischen den Seilen las dort am Freitag Insa Segebade aus ihrem neuen Roman "Das Geheimnis des Boxers". ... Mit dem Faustkampf hatte die Schriftstellerin bisher nichts zu tun gehabt. Doch die Berichterstattung über die großen Kämpfen in jüngster Zeit machten sie neugierig: "Boxer, was sind das eigentlich für Typen?" Übers Boxen und die Boxer gebe es viele Klischees, wie das vom Schläger, findet Segebade. Auch die Branche selber und die Medien pflegen das Image vom harten Kerl, der Kampfmaschine. Selbst ein akademisch gebildeter Boxer wie Vitali Klitschko bekommt den Namen "Dr. Eisenfaust" verpasst, eine Bezeichnung, die zugegeben populär ist - und so treffend wie eine Gerade des Boxers. Die Klitschkos sind außerhalb des Rings ein humorvolles Brüderpaar, obendrein gebildet; Wladimir hat sogar Philosophie studiert. Wer dieses Bild vor Augen hat, für den ist die Vorstellung gar nicht so befremdend, dass ein Boxer ein feinsinniger Mensch sein kann, der Bücher liest, selber schreibt und Literaturwissenschaft studiert. Genau das tut in Segebades Roman der Boxer Chulain Sayers. ... Nach einer Stunde Lesung wurde noch eine Stunde lang diskutiert, Fachfragen wurden von den Boxern beantwortet. Kampflos konnte Dr. Insa Segebade aus dem Ring steigen - und mit Applaus.
Philipp Koenen, Ostfriesen-Zeitung
Ostfriesland Magazin 07/2011
General-Anzeiger Rhauderfehn, 4. Februar 2011
Ostfriesen-Zeitung